Bis zum Anwerbestopp 1973 kamen rund 900.000 Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Eine von ihnen ist die 22-jährige Nour. Sie ist jung, motiviert und optimistisch als sie 1972 in die Oberpfalz kommt, um dort in einer Porzellanfabrik zu arbeiten. Während Nour Miniröcke anhat, tragen viele oberpfälzische Frauen im Dorf noch Kopftuch. Doch das Leben im Wohnheim mit Frauen aus halb Europa und Nordafrika birgt auch Konflikte. Und die Arbeitsbedingungen sind problematisch, die Bezahlung ist ungerecht. Gemeinsam mit ihren Freundinnen und Kolleginnen organisiert Nour wilde Streiks und kämpft für bessere Arbeitsrechte. In ihrem Debüt-Roman „Die Optimistinnen“ erzählt Gün Tank von Migrantinnen in der Bundesrepublik, die dieses Land mitaufgebaut haben, über die aber kaum gesprochen wird. Ihr Vorbild ist dabei ihre Mutter Azize Tank, die nach ihrer Zeit als Gastarbeiterin in der Oberpfalz in Berlin Sozialarbeiterin wurde, dort 20 Jahre als Integrationsbeauftrage arbeitete und als Parteilose für Die Linke in den Bundestag gewählt wurde. Gün Tank, deren Lieblingsautor der türkische Dichter Nâzım Hikmet ist, arbeitet als Moderatorin, Kuratorin und Beauftragte für Menschen mit Behinderung in Berlin. (D. K.)
Veröffentlichung (Auswahl):
– „Die Optimistinnen. Roman unserer Mütter“, S. Fischer, Frankfurt a. M., September 2022