1953 im beschaulichen Esslingen als Sohn einer Hausfrau und eines auch im Familienleben nach außen zwar stillen, im Kern aber äußerst strengen Lehrers geboren, erst in Stuttgart zur Schule gegangen, dann Umzug nach Tübingen; aus dem Musterschüler, Stubenhocker und Vielleser wird ein sanfter Rebell. „Rock’n Roll, Hippies, Pubertät, Liebe, Aufruhr“, summiert er in einer autobiografischen Skizze seine wesentlichen Prägungen, ehe er, der selbsternannte „Oberbösewicht, Klassenclown und Chefrenitent“ mit der Mittleren die Schule verlässt, Gitarre und Schlagzeug lernt, Malerei bei Professor Haegele in Stuttgart studiert, mit seiner Band einen Plattenvertrag erhält und einen Hit auf den Markt wirft: „Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh“ (1979). Thommie Bayers Vita liest sich wie die geradezu klassische „Education sentimentale“ eines jungen Mannes, der nach Jahren der Unruhe zur stillen Bühne der Literatur findet. Seit seinem Umzug nach Freiburg – der Liebe wegen, wie er versichert – erscheinen seit seinem ersten Bestseller „Eine Überdosis Liebe“ (1985) nahezu im Eineinhalbjahrestakt Romane, die ihn als Autor mit großer Menschenkenntnis ausweisen, der in unangestrengter, leiser, bisweilen melancholischer Tonlage existentielle Erfahrungen wie Tod, Verlust von Freundschaft und Liebe behandelt und – auch in seinem neuesten Roman, dem Briefroman „Sieben Tage Sommer“ – Glücksversprechen auf die Probe stellt. (H. St.)
Auszeichnungen u. a.: Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (1990), Thaddäus-Troll-Preis (1992).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Eine Überdosis Liebe“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1985
– „Einsam, Zweisam, Dreisam“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1987
– „Das Herz ist eine miese Gegend“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1991
– „Spatz in der Hand“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 1992
– „Der Himmel fängt über dem Boden an“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 1994
– „Der langsame Tanz“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 1998
– „Andrea und Marie“, Roman, Blanvalet, München 2001
– „Das Aquarium“, Roman, Eichborn, Frankfurt a. M. 2002
– „Die gefährliche Frau“, Roman, Piper, München 2004
– „Singvogel“, Roman, Piper, München 2005
– „Eine kurze Geschichte vom Glück“, Roman, Piper, München 2007
– „Aprilwetter“, Roman, Piper, München 2009
– „Fallers große Liebe“, Roman, Piper, München 2010
– „Heimweh nach dem Ort, an dem ich bin“, Roman, Piper, München 2011
– „Vier Arten, die Liebe zu vergessen“, Roman, Piper, München 2012
– „Die kurzen und die langen Jahre“, Roman, Piper, München 2014
– „Weißer Zug nach Süden“, Roman, Piper, München 2015
– „Seltene Affären“, Roman, Piper, München 2016
– „Das innere Ausland“, Roman, Piper, München 2018
– „Das Glück meiner Mutter“, Roman, Piper, München 2021
– „Sieben Tage Sommer“, Roman, Piper, München 2022