Zeit gelassen hat sie sich, ehe nach „Blaupause“ (2017) nun endlich ihr zweiter Roman erscheint. Recherchiert und geschrieben hat sie zwischenzeitlich jedoch nicht nur die Geschichte mit dem abenteuerlichen Titel „Auf See“, sondern auch viele medien- und gesellschaftskritische Kolumnen, die vor allem in der „Zeit“ erschienen sind. Regelmäßigen Leser:innen von Lyrik wird darüber hinaus auch ein Heft der Literaturzeitschrift „Akzente“ nicht entgangen sein. Darin hat die 1986 geborene Tochter von Hans Magnus Enzensberger mit diesem zusammen Texte zu den wundersamen und wundervollen Seiten des Lebens zusammengestellt. „Blaupause“ ist von kunsthistorischer Warte aus besehen ein Roman über das innovative Treiben der Bauhaus-Szene in der Weimarer Republik. Selbst Kenner der Architekturgeschichte waren verblüfft, welche Details Theresia Enzensberger im Umfeld solcher Heroen wie Gropius, Kandinsky, Klee und Itten herausgefunden hatte. Doch vielmehr noch ist der Roman eine Coming-of-Age-Geschichte, in der es eine junge Frau gegen den Willen des Vaters wagt, in eine männlich dominierte Welt einzubrechen.
Geradezu wüst hat die Autorin für ihren neuen Roman „Auf See“ recherchiert und dabei tiefgründiges Material gleichsam vom Meeresboden wissenschaftlicher Archive herausgefischt. „Auf See“ ist eine Art literarisches Utopia, im Mittelpunkt eine Insel, die irgendwo vor Deutschland liegt und von Algen und Moos überwuchert war, ehe ein libertärer Tech-Unternehmer seinen Visionen nachgeht. Die letzte Rettung vor dem von Menschen selbst verschuldeten Untergang? (H. St.)
Auszeichnung u. a.: Alfred Döblin-Medaille (2019).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Blaupause“, Roman, Hanser, München 2017
– „Auf See“, Roman, Hanser, München 2022