Seit einigen Jahren macht ein neues Wort die Runde: das „Anthropozän“. Es bezeichnet jenes geologische Zeitalter, in dem wir Menschen der Erde unsere Spuren eintätowieren. „Beton wird ein ganz normaler Gesteinstyp der Geologie der Zukunft sein“, sagt Christoph Antweiler. Mit Neugier und gleichzeitig wissenschaftlicher Skepsis beleuchtet er die ungeologisch kurze Zeitspanne des Menschen: Ist das Anthropozän ein theoretisches Konstrukt – oder eine einschneidende Realität? „Wir sind ‚overachiever‘ im planetaren Kontext“, schreibt er in seiner Monografie „Anthropologie im Anthropozän“. Die Fakten lassen einen erschauern: „Im Jahr 2021, wo ich dies schreibe, beginnt die schiere Masse des von Menschen produzierten Materials die Gesamtmasse lebendiger Wesen auf diesem Planeten zu übertreffen.“ Der Mensch überwölbt alles – eine dystopische Vision? Dem Anthropologen und Geologen Antweiler verschlägt das zumindest nicht den Humor: „Alles, was mit ‚Anthropo-‘ anfängt, klingt erst mal verlockend, außer vielleicht ‚-phagie‘.“ Das Publikum darf also mehr als eine akademische Vorlesung erwarten.
Florian Felix Weyh
Christoph Antweiler: Anthropologie im Anthropozän. Theoriebausteine für das 21. Jahrhundert. wbg Academic. Darmstadt, Mai 2022
Christoph Antweiler im Gespräch mit Florian Felix Weyh; Lesung: Patricia Litten
Samstag, 27.08.2022
19:00
Eintritt frei!