Alle wollen ins Weltall – es ist das neue Traumziel des Tourismus, ausgerufen von kapitalistischen Multimilliardären. Doch Raumfahrt ist keine Freizeitveranstaltung. Sie wurzelt in der Geschichte des Wettrüstens, der Militarisierung und Unterwerfung menschlicher Körper zugunsten kollektiver Ziele. Zufällig wird Ines Geipel auf geheime Weltraumforschungsprojekte in der DDR gestoßen und geht diesen Spuren nach. Der „neue Mensch“ des Sozialismus sollte auch den Raum beherrschen, egal welche Kosten einzelne Individuen dafür bezahlen. „Ein Paradestück darüber, mit welch gewaltiger Hybris sich der Mensch gestern wie heute über sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen beugt“, urteilt „Die Zeit“ über Geipels Buch. Darin verquicken sich auf unheimliche Weise zeitgenössische Transhumanismus-Konzepte, wie sie Raumfahrt-Milliardäre à la Elon Musk heute imaginieren, mit der zynischen Menschenverfügbarkeits-Ideologie der Sowjetunion, auf die Putin in seinem Krieg ungebrochen zurückgreifen kann. Eine historische Spurensuche von hoher Aktualität.
Florian Felix Weyh
Ines Geipel: Schöner Neuer Himmel. Aus dem Militärlabor des Ostens. Klett-Cotta. Stuttgart, Mai 2022
Ines Geipel im Gespräch mit Florian Felix Weyh; Lesung: Markus Hoffmann
Sonntag, 28.08.2022
16:00
Eintritt frei!