Für die, die weiterleben, stellt sich immer die Frage: Warum hast du das getan? Eine Frage, die nicht zu beantworten ist. Denn jene, an die sie sich richtet, haben sich das Leben genommen. So wie Susanne, die Schwester der prominenten Fotografin Bettina Flitner. Der Suizid hat Flitner nicht ruhen lassen. Sie hat ihr Leben aufgeschrieben, das lange Zeit ein Leben an der Seite ihrer Schwester war. Es wurzelt in einer scheinbar erfolgreichen Großbürger-Familie. Aber die schwarzen Vögel von Depressionen und Ängsten kreisen darüber. Sie begleiten Beziehungen, die brüchig sind, durchwoben von einem Spinnennetz der Affären. Auch Bettina Flitners Mutter hat Selbstmord begangen. Doch das Buch „Meine Schwester“ ist keine „Familienaufstellung“ zum psychotherapeutischen Gebrauch. Es erzählt sehr intensiv Lebensgeschichten, die in Abgründe münden oder dicht daran vorbeischrammen. Wie bei allen Lebensgeschichten, gibt es auch sonnige Kapitel. Sie spielen in New York oder auf Capri. Im Gespräch über diese schonungslose (Auto-)Biografie wird es viel zu entdecken geben.
Herbert Heinzelmann
Bettina Flitner: Meine Schwester. Kiepenheuer & Witsch. Köln, Feb 2022
Lesung mit Bettina Flitner und Gespräch mit Herbert Heinzelmann
Donnerstag, 25.08.2022
18:30
Eintritt frei!